Ein Tier im Alter von beispielsweise fünf Jahren wird mit einem sechs Monate alten Jungtier nicht viel anfangen können. Das Alttier wird sich eher mehr nach Ruhe und Geborgenheit sehnen, während das Jungtier die Welt entdecken , diese auf den Kopf stellen und ein Revier abstecken möchte. Auch kann das gerne Tier das jüngere angehen.
Noch deutlicher wird die Problematik bei einem einjährigen Tier, welches auf ein drei Monate altes Tier trifft. Der Altersunterschied ist zwar geringer als im ersten Beispiel, jedoch ist das drei Monate alte Tier dem älteren Tier sowohl körperlich als auch von der Verhaltensausprägung noch nicht ebenwürdig. Es könnte somit zu Angriffen und starkem Dominanzverhalten durch das ältere Tier kommen, und / oder zu Verletzungen. Auch wenn das ältere Tier nichts böses im Sinn hat und nur verdeutlichen möchte, wer die “Hosen an hat” , so kommt es dennoch zur Rangordnung und dem dazugehörigen Aufreiten. Dabei können Verletzungen am Jungtier entstehen — die Haut kann nicht nur Kratzer erhalten, sondern richtig aufreißen. Weiterhin kann es sein, dass das Junge Tier verschreckt wird (oft der Fall) oder gar selbst zum “Angriff” übergeht, und anschließend die Tiere entsprechende Verhalten zeigen.
Zeitpunkt
Ein neuer Partner ist wichtig, geben Sie dem Hinterbliebenen Tier dennoch Zeit zu trauern, es könnte den Verlust auch negativ auf den neuen Partner übertragen und ihn als Verursacher und Eindringling ansehen . Ein weiterer Punkt hier ist eine Art Quarantäne einzulegen ( dies sollte empfohlener Maßen mindestens 14 Tage sein). Insbesondere bei Verlust durch Krankheit oder unbekanntes Versterben sollte dies eingehalten werden. Leider kann es vorkommen, dass das Hinterbliebene Tier ebenfalls verstirbt, oder sogar ein neues Tier anstecken kann (als Überträger, ohne selbst zu erkranken).
Wenn ein Partnertier auserkoren wurde, benötigt es zunächst sein eigenes Gehege.
Jeder Neuankömmling muss erst einmal eine eigene “Quarantäne” durchlaufen und ggf. medizinisch versorgt werden (Impfung, Kastration…), falls nötig. Zudem ist das Immunsystem durch den Stress des Umzuges heruntergefahren und es kann zu “Erkrankungen” kommen. Hinzu kommt: Jedes Lebewesen hat seine eigene Darmflora. Ähnlichkeiten gibt es bei Geschwistern, Eltern, Kindern… so ziemlich alle, die auch in einem Haushalt leben ( beim Menschen ebenfalls). Kommt also ein Neuankömmling, muss dieser mit einer anderen Darmbakterienkultur zurecht kommen. Was normalerweise unproblematischer ist, kann mit dem “Geschwächten” Immunsystem aber z.B. zu Durchfall führen. Es darf also auch keine Gehegetrennung durchgeführt werden, da die Nähe beider Tiere o. Gruppen unvorteilhaft für alle ist. Das betrifft auch die Lebensweise und Naturregeln der Kaninchen. Ein fremder tritt einfach in meine Wohnung, mein Domizil — würde uns auch nicht gefallen… In der Natur der Tiere liegt es also, den Eindringling zu vertreiben. Zudem können sich bei den Tieren, getrennt durch ein Gitter, Aggressionen stark aufbauen, da die Rangordnung nicht ausgemacht werden kann — eine VG ist oft nicht mehr möglich oder nur zu erschwerten Bedingungen. Des Weiteren ist das Tier angespannt in der neuen Situation ( Neues Gehege, neue Gerüche, neue Stimmen, ein fremdes Tier) und sollte nicht gleich “ins kalte Wasser gestoßen” werden, um nicht überfordert zu werden und einen schlechten, ersten Eindruck / Schreck zu bekommen. ( hier werden wohl einige sagen: Bei uns war alles gut, nichts passiert. Es kann durchaus mal klappen, aber eben nicht immer und das weiß man vorher nicht. Im Sinne der Tiere sollte auf Nummer sicher gegangen werden und die Gesundheit sollte uns in jedem Fall wichtig sein).
Weiterhin könnte auch dieses Tier etwas unbemerkt mitbringen. So ist ein paar Tage Beobachtung sinnvoll. In dieser Zeit kann das neue Tier sich an seine Umgebung etwas gewöhnen und die neuen Kanincheneltern näher kennenlernen und mit ihnen vertraut werden. Es dient also dem Wohl der Tiere und ist in vielerlei Hinsicht Sinnvoll 🙂
Nach der Eingewöhnungsphase kann das neue Tier auf neutralem Boden mit dem alteingesessenen zusammengeführt werden. So wird verhindert, dass eines der Tiere sein Revier verteidigen möchte. Bei der ersten Begegnung ist es wichtig, erst dann einzugreifen, wenn es zu Bissen und Wunden kommt. Das Aufreiten der Tiere, wie auch das Nachjagen ist normal und dient dem Finden der Rangordnung. Etwas Fell kann da auch schon einmal gerupft werden. Manchmal kann es vorkommen, dass nichts passiert. Die Tiere sollten beobachtet werden. Es kann auch sein, dass eine Rangordnung erst später festgelegt wird (z.B. Weil das neue Tier erst später aufmüpfig wird, eine Häsin vll in Hitze kommt, es zur Zeit der VG vll etwas warm oder kalt ist …)
Wir wurden auch schon gefragt, ob bei der Partnerwahl das eigene Tier mitgebracht werden könne, um zu sehen, ob die sich verstehen, bevor ein Tier “gekauft” wird.
Natürlich nicht! Was für einen Sinn hat das denn auch?!
Wenn wir von übertragbaren Krankheiten absehen, die unseren Bestand gefährden könnten, oder Verletzungen, die ggf entstehen, würde sich das mitgebrachte Tier natürlich unterordnen. Das Tier ist fremd im Revier unserer Tiere und hat zunächst einmal Angst. Wenn dann aber die Tiere sich “verstehen” und es geht nach Hause, so ist das neue Tier in fremdem Territorium und es kann trotzdem zu Streitigkeiten zwischen den beiden kommen. “Verstehen” sie sich vor Ort nicht (Revier), so ist dies kein Beweis dafür, dass es nicht hätte klappen können, wäre man die VG angegangen, anstelle sie einfach nur zusammen zu stecken.
Damit eine Vergesellschaftung gelingen kann, muss das natürliche Verhalten der Tiere berücksichtigt und mit viel Geduld an die Sache gegangen werden. Die Tiere sehnen sich oft nach einem Partner und mit der passenden Auswahl gibt es nur sehr selten Probleme. Auch dann kann man mit Tipps vom Züchter die Tiere oft noch erfolgreich vergesellschaften.
Anzahl
Kurz sollte noch erwähnt sein — sofern dies noch nicht in anderen Unterpunkten gelesen wurde oder anderweitig bekannt ist — :
Wenn Tiere aus einer Gruppe von uns gehen, somit noch Tiere vorhanden sind, sollte sich jeder genau überlegen, ob er noch eine Vergesellschaftung Durchziehen und somit die Spaltung der Gruppe in Betracht ziehen möchte.
Bei paaren wie Rammler, die sich verstehen, ist es nicht unbedingt notwendig. Bei zwei Damen sieht es wieder anders aus ( auch an die Anzahl der Tiere und Geschlechterwahl denken — zwei Weibchen benötigen zwei passende Kastraten…).
Zur Gruppe aufstocken
Wer ein Partnertier verloren hat und sich überlegt auf eine Gruppe “aufzurüsten”, sollte ausreichend darüber nachdenken und die Gegebenheiten gedanklich durchgehen ( was passiert, wenn es nicht klappt — Trennung der Voliere / des Geheges zu zwei Pärchen). Dazu gehört natürlich der passende Platz, den ich hier Mal außer Acht lasse, da dies eine Selbstverständlichkeit ist. Wichtig ist nach wie vor das Alter der hinzukommenden Tiere. Erwachsene bekommen auch Erwachsene Partner im passenden Alter und Geschlecht. Am Besten ist es Partnertiere zu wählen, die entweder schon in einer Gruppe zusammen gelebt haben, oder vor kurzem noch zusammen waren ( in meinem / unserem Fall z.B. durch die Trennung von Geschwistern und Eltern — wenn das Alter und Geschlecht passt).