Kaninchen werden selten krank. Meist erst dann, wenn sie älter und geschwächt sind. Sobald die Tiere aber ernsthaft krank werden, ist es unserer Erfahrung nach schwer die Tiere wieder gesund zu bekommen. Es gibt wenige Erkrankungen, die gesunden Tieren gefährlich werden können. Dafür haben es diese umso mehr in sich. In Deutschland wird ein Kaninchen typischerweise gegen zwei Erkrankungen geimpft: die RHD sowie die Myxomatose.
RHD
Das RHD Virus gibt es in verschiedenen Varianten, deren Symptome von Blutungen und kurzer, schwerer Krankheit bis zu fast symptomlosen Verläufen bis kurz vor dem Tod (Krämpfe, Apathie, Muskelschwäche). Typischerweise wird von RHD1 für einige ältere Virentypen und von RHD für eine deutlich aggressivere Mutationen der letzten Jahre gesprochen. Seit 2017 gibt es in Deutschland für die Virenstämme aus diesen zwei Typen einen Impfstoff, nachdem 2016 viele Tiere einer starken RHD2 Epedemie erlegen sind. Der RHD Impfstoff wirkt ein ganzes Jahr und sollte im März oder spätestens April gegeben werden. Diese Impfung ist unbedingt zu empfehlen. Die Krankheit kennt kein Pardon, ist bei uns überall in Deutschland dauerhaft heimisch und für Kaninchen als Fehlwirt tödlich.
2021: als wären wir nicht schon genug mit Corona “beschäftigt”, tauchte auch noch eine neue/ mutierte Variante von der RHD2 auf, die teilweise schon RHD3 genannt wird. Der “einfache” RHD2 Impfstoff soll nicht mehr ausreichend sein und es wurde bereits ein neuer Impfstoff entwickelt. Dieser ist jedoch nur in Ausnahmefällen zu bekommen — wenn nachgewiesen werden kann, dass die RHD2 Impfung nicht ausreicht.
An dieser Stelle könnte eine zweite Impfung mit dem bekannten RHD2 Impfstoff helfen das Risiko zu minimieren. Jedoch gibt es keine Garantie — ähnlich wie nach 2016 mit der doppelten RHD Impfung gegen RHD2.
Myxomatose
Dieses, den Pocken verwandten, Virus kommt insbesondere in Feuchtgebieten vor und wird hautpsächlich von Insekten im Sommer übertragen. In Süddeutschland ist der Erhalt von Impfstoffen nicht immer problemlos möglich, da diese Seuche dort “noch nie vorgekommen sei”. Wir halten nichts von Märchen wie, dass die Krankheit etwa alle fünf bis sieben Jahren in Wellen käme oder anderen Mythen. Myxomatose ist im Gegensatz zu RHD nicht zwingend tödlich und nicht besonders ansteckend, hat aber auch schon manche Stallanlage in Hessen 2016 schwer getroffen (direkt nach der RHD2). Die Impfung wirkt etwa 6 Monate und wir empfehlen die Gabe des Impfstoffes im Mai oder Juni für den Schutz in der Hauptsaison. Wer auf Nummer sicher gehen will, darf gerne jedes Halbjahr impfen und ist auf der sicheren Seite.
Achtung: Impfen Sie RHD und Myxomatose nicht zusammen ( als Kombiimpfstoff). Es sollte ein Abstand von zwei, besser drei Wochen zwischen den Impfungen liegen. Bei gemeinsamer Gabe der Impfungen konnten wir leider schon beobachten, dass die Impfung für Myxomatose nicht wirkt, besonders als Kombiimpfstoff. Bei einer regelmäßigen Impfung und bereits erfolgter Grundimmunisierung kann einem Erwachsenen Kaninchen an einem Tag sowohl RHD2, als auch Myxomatose getrennt voneinander in jede “Po-backe” gespritzt werden.
Weitere Impfungen gegen Kaninchenschnupfen sind weniger empfehlenswert. Bei etwa 100 ursächlichen Eregern wird ein Schutz für wenige davon geboten. Wir halten diese Impfung aufgrund der vielfältigen Ursachen für Erkrankungen, die über den einfachen Schnupfen hinausgehen und der schwachen Wirksamkeit für nicht unbedingt notwendig, in gewissen Fällen evtl empfehlenswert. Der am wohl häufigsten vorkommende Erreger soll damit abgedeckt werden. Es steht jedem frei diese Impfung für das Tier wahrzunehmen. Sprechen Sie am Besten mit Ihrem Tierarzt des Vertrauens.