Wenn ein Partnertier auserkoren wurde, benötigt es zunächst sein eigenes Gehege. Das kann zunächst auch ersteinmal ein Käfig (Innenhaltung) / kleineres Gehege bzw. Stall sein ( Hauptsache ein geschützter Bereich ist vorhanden/ nicht zu offen). Es ist nur für einen begrenzten Zeitraum- für die Eingewöhnung der ersten Tage. Das Tier benötigt als Fluchttier nur einen “Raum”, in dem es sicher und nicht “überladen” von neuen Eindrücken fühlen kann ( Höhlenbewohner, Fluchttiere). Denken Sie bitte auch an die passenden Standorte (ruhig, kein stetiger “Durchgangsverkehr”, keine TV Geräte, keine warmen oder sonnigen Standorte im Frühjahr bis Herbst, wie Terrasse, Balkon usw..)
Jeder Neuankömmling muss auch erst einmal eine eigene “Quarantäne” durchlaufen und ggf. medizinisch versorgt werden (Impfung, Kastration…), falls nötig. Zudem ist das Immunsystem durch den Stress des Umzuges heruntergefahren und es kann zu “Erkrankungen” kommen (Stressschnupfen, Durchfall). Hinzu kommt: Jedes Lebewesen hat seine eigene Darmflora. Ähnlichkeiten gibt es bei Geschwistern, Eltern, Kindern… so ziemlich alle, die auch in einem Haushalt leben ( beim Menschen ebenfalls). Kommt also ein Neuankömmling, muss dieser mit einer anderen Darmbakterienkultur zurecht kommen. Was normalerweise unproblematischer ist, kann mit dem “Geschwächten” Immunsystem aber z.B. zu Durchfall führen. Es darf also auch keine Gehegetrennung durchgeführt werden, da die Nähe beider Tiere o. Gruppen unvorteilhaft für alle ist. Das betrifft auch die Lebensweise und Naturregeln der Kaninchen. Ein fremder tritt einfach in meine Wohnung, mein Domizil — würde uns auch nicht gefallen… In der Natur der Tiere liegt es also, den Eindringling zu vertreiben. Zudem können sich bei den Tieren, getrennt durch ein Gitter, Aggressionen stark aufbauen, da die Rangordnung nicht ausgemacht werden kann — eine VG ist oft nicht mehr möglich oder nur zu erschwerten Bedingungen. Des Weiteren ist das Tier angespannt in der neuen Situation ( Neues Gehege, neue Gerüche, neue Stimmen, ein fremdes Tier) und sollte nicht gleich “ins kalte Wasser gestoßen” werden, um nicht überfordert zu werden und einen schlechten, ersten Eindruck / Schreck zu bekommen. ( hier werden wohl einige sagen: Bei uns war alles gut, nichts passiert. Es kann durchaus mal klappen, aber eben nicht immer und das weiß man vorher nicht. Im Sinne der Tiere sollte auf Nummer sicher gegangen werden und die Gesundheit sollte uns in jedem Fall wichtig sein — leider habe ich schon einige Fotos von Tieren gesehen, die auch Mal ordentlich was abbekommen haben und einige Nähte auf den Rücken trugen. Meistens, weil die VG nicht angegangen wurde, die Tiere einfach zusammengesteckt. Manchmal auch falsches Alter).
Weiterhin könnte auch dieses Tier etwas unbemerkt mitbringen. So ist ein paar Tage Beobachtung sinnvoll. In dieser Zeit kann das neue Tier sich an seine Umgebung etwas gewöhnen und die neuen Kanincheneltern näher kennenlernen und mit ihnen vertraut werden. Es dient also dem Wohl der Tiere und ist in vielerlei Hinsicht Sinnvoll 🙂
Nach der Eingewöhnungsphase kann das neue Tier auf neutralem Boden mit dem alteingesessenen zusammengeführt werden. So wird verhindert, dass eines der Tiere sein Revier verteidigen möchte. Bei der ersten Begegnung ist es wichtig, erst dann einzugreifen, wenn es zu Bissen und Wunden kommt. Das Aufreiten der Tiere, bei dem auch Fell fliegt und ggf sogar Mal ein knappser entstehen könnte, wie auch das Nachjagen ist normal und dient dem Finden der Rangordnung. Manchmal kann es vorkommen, dass nichts passiert. Die Tiere sollten beobachtet werden. Es kann auch sein, dass eine Rangordnung erst später festgelegt wird (z.B. Weil das neue Tier erst später aufmüpfig wird, eine Häsin vll in Hitze kommt, es zur Zeit der VG vll etwas warm oder kalt ist …)
Wir wurden auch schon gefragt, ob bei der Partnerwahl das eigene Tier mitgebracht werden könne, um zu sehen, ob die sich verstehen, bevor ein Tier “gekauft” wird.
Natürlich nicht! Was für einen Sinn hat das denn auch?!
Wenn wir von übertragbaren Krankheiten absehen, die unseren Bestand gefährden könnten, oder Verletzungen, die ggf entstehen, würde sich das mitgebrachte Tier natürlich unterordnen. Das Tier ist fremd im Revier unserer Tiere und hat zunächst einmal Angst. Wenn dann aber die Tiere sich “verstehen” und es geht nach Hause, so ist das neue Tier im fremden Territorium und es kann trotzdem zu Streitigkeiten zwischen den beiden kommen. Manchmal sogar noch heftiger. “Verstehen” sie sich vor Ort nicht (Revier), so ist dies kein Beweis dafür, dass es nicht hätte klappen können, wäre man die VG angegangen, anstelle sie einfach nur zusammen zu setzen.
Damit eine Vergesellschaftung gelingen kann, muss das natürliche Verhalten der Tiere berücksichtigt und mit viel Geduld an die Sache gegangen werden. Die Tiere sehnen sich oft nach einem Partner und mit der passenden Auswahl gibt es nur sehr selten Probleme. Auch dann kann man mit Tipps vom Züchter die Tiere oft noch erfolgreich vergesellschaften.
Wenn Tiere aus einer Gruppe von uns gehen, somit noch Tiere vorhanden sind, sollte sich jeder genau überlegen, ob er noch eine Vergesellschaftung Durchziehen und somit die Spaltung der Gruppe in Betracht ziehen möchte.