Was ist ein Kaninchengerechtes Gehege?

Hier wie­der­ho­le ich im Prin­zip noch ein­mal ein Paar Punk­te zur Hal­tung und ver­su­che es kurz zusam­men zu fas­sen. Wer das The­ma zur Hal­tung schon gele­sen und ver­in­ner­licht hat, kann die­sen Part auch überspringen 🙂

Zunächst: Ein Kanin­chen­ge­rech­tes Gehe­ge ist kein Art­ge­rech­tes Gehe­ge. Denn per Defi­ni­ti­on erfül­len wir das allein durch die Hal­tung in mensch­li­cher Obhut (geschützt vor Gefah­ren und Raub­tie­ren) und medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung (Kas­tra­ti­on, Imp­fun­gen…) nicht. Also die art­ge­rech­te Hal­tung ist ent­spre­chend der , wie die Art in der Natur leben wür­de… zumin­dest sehr nah dran ( eine Grup­pe von Tie­ren auf einer gewis­sen Flä­che, die sich repro­du­zie­ren, dabei unge­schützt vor der Natur- auch Fraß­fein­de kön­nen zugrei­fen- und ohne tier­ärzt­li­che Ver­sor­gung wie Kas­tra­ti­on + Impfung).

Blen­den wir ein­mal die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung ( Imp­fun­gen, Kas­tra­ti­on) aus, die ich vor­aus­set­ze, so bleibt haupt­säch­lich die Hal­tung in Form von Gehe­ge­art und Grö­ße übrig. Ein Käfig oder Stall mit den “Han­dels­üb­li­chen” Maßen von z.B. ca 100 x 50 cm oder 120 x 60 cm erfüllt nicht die der­zei­ti­ge Min­dest­ma­ße für zwei oder mehr Zwerg­ka­nin­chen. Ein Zwerg­ka­nin­chen soll laut dem TSG schon eine mini­ma­le Flä­che von 6000 Qua­drat­zen­ti­me­tern auf­wei­sen, zwei dem­entspre­chend dop­pelt so viel, der TVT ver­langt sogar
6qm für ein Pär­chen Zwerg­ka­nin­chen / klei­ne Kanin­chen. Da auch ein Dop­pel­stall die Min­dest­grund­flä­che (Brei­te x Tie­fe) nicht ver­grö­ßert ( höchs­tens die Wohn­flä­che), ist die­ses unge­eig­net. Nicht außer Acht gelas­sen wer­den darf die Kör­per­grö­ße und das Alter der Tie­re , die Ansprü­che und den Bewe­gungs­drang, aber auch den All­tag der Besit­zer. Ist der Zeit­rah­men knapp bemes­sen für den Aus­lauf der Nasen ( Vie­le Geschäfts­rei­sen, Urlaub oder lan­ge Arbeits­ta­ge, früh zu Bett gehen…), soll­te das Gehe­ge grö­ßer sein. Neben einem Gehe­ge oder einer Volie­re, Wel­che an einem Stall oder Käfig ange­schlos­sen wer­den kann, um die pas­sen­de Grund­flä­che für die eige­nen Kanin­chen bie­ten zu kön­nen, kön­nen Gar­ten­häus­chen oder Kin­der­spiel­häus­chen leicht umge­baut wer­den. Beim Selbst­bau ist auf punk­ver­schweiß­ten Volie­ren­draht ( nicht grö­ßer als 19x19 mm, bes­ser klei­ner, aber dicker als 1mm) zu ach­ten ( kein Hasen­draht / 6 Eck Geflecht) damit weder Kanin­chen, Rat­ten oder “unge­be­te­ne Gäs­te” (Fuchs, Mar­der, Wasch­bä­ren ‑ja, die­se Tie­re woh­nen auch in der Stadt) hin­ein gelan­gen. Zudem soll­te der Boden immer mit Ter­ras­sen­plat­ten aus­ge­legt sein. So ist er von unten Geschütz (aus-/ umgra­ben, nas­ser / schlam­mi­ger Boden) , sowie ein Dach oder ein Teil des Daches (Je nach Gehe­ge­grö­ße), sodass nicht unbe­dingt Regen oder Schnee ins Gehe­ge gelangt und die Tie­re tro­cken und somit geschützt blei­ben (Kör­per­tem­pe­ra­tur). Auch wenn der Stand­ort schat­tig und geschützt zu wäh­len ist, kann ein Dach Schat­ten spen­den. Zudem bringt es “Sicht­schutz” nach oben (“Greif­vo­gel­re­flex” bzw der Flucht­in­stinkt wegen Gefah­ren von oben) 😉

Ein Stall im Gehe­ge / in der Volie­re soll­te den­noch immer so groß wie mög­lich gewählt wer­den und idea­ler­wei­se Dop­pel­stö­ckig mit je einer Schub­la­de oben und unten. Ein ähn­li­cher Selbst­bau ist auch mög­lich. Der Grund hier­für ist, dass die Tie­re auch mal “ihre 5 Minu­ten” haben und mal etwas Zeit allein haben möch­ten. Oft wird dabei eines aus dem Stall / von der Ebe­ne ver­jagt. Hat der stall nur eine Ebe­ne / ein Stock­werk, so kann das ver­jag­te Tier “im kal­ten” sit­zen und zieht sich ggf eine Erkäl­tung zu ( Ins­be­son­de­re natür­lich im Win­ter). Ich emp­feh­le auch in einem Gehe­ge (Zumin­dest im Win­ter) zwei Sei­ten (eine Ecke)vom Gehe­ge / Volie­re mit Ple­xi­glas / Holz­brett­chen Wind­dicht zu machen. Es kann auch eine Käfig­scha­le mit Stroh auf­ge­stellt wer­den, damit auch außer­halb des Stal­les die Tie­re ein lau­schi­ges Plätz­chen haben (stich­wort: Kal­ter Boden ).

Für die Innen­hal­tung sind zwar i.d.R. kei­ne Raub­tie­re zu beach­ten. Aber ggf “ande­re” Tie­re ( Lau­te Vögel, Hund/ Kat­ze …). Auch in der Woh­nung kann es Gefah­ren geben, wes­we­gen ein Gehe­ge hoch genug sein soll­te ( wenn kei­ne Kat­zen / Hun­de da sind, die ins Gehe­ge gelan­gen kön­nen), damit die Nasen nicht raus­sprin­gen. Kanin­chen sind durch­aus in der Lage 100–120 cm aus dem Stand, ohne Hil­fe zu sprin­gen ( nicht jedes Zwerg­ka­nin­chen, aber mög­lich). Immer mehr bie­ten eine freie Woh­nungs­hal­tung an. Das ist zwar gut gemeint, kann aber auch gefähr­lich wer­den oder die Tie­re stö­ren. Kanin­chen sind Flucht­tie­re, die viel Zeit ihres Lebens im Bau ver­brin­gen. Eine freie, offe­ne Woh­nungs­hal­tung ent­spricht nicht ihrem Natu­ral. Sie brau­chen ihr eige­nes Reich, um sich zurück zu zie­hen. Ihr Ter­ri­to­ri­um, an dem sie sich wohl­füh­len. Z.B. Wenn Besuch kommt. Zudem ist es wich­tig, wenn doch ein­mal eine VG anste­hen soll­te, weil ein neu­es Tier hin­zu­kommt… Wenn das Ter­ri­to­ri­um von uns plötz­lich ver­klei­nert wird, kann sich das nega­tiv aus­wir­ken, sodass ein neu­er Part­ner als poten­ti­el­ler Riva­le ange­se­hen wird und der Sta­tus als Ein­dring­ling bei­be­hal­ten wird. Eine VG ist schwer, vll auch nicht mög­lich. Und nur weil die Tie­re sich nicht bei­ßen und stän­dig jagen, heißt dies nicht, dass sie glück­lich mit­ein­an­der sind…

  • All die Infos schrei­be ich nicht aus Lang­wei­le oder um jmd die
    Adop­ti­on / das Leben zu erschwe­ren. Mich errei­chen aber nicht sel­ten Nach­rich­ten mit krank­heits­fäl­len, adop­ti­ons­an­fra­gen, wo eben doch ein Raub­tier vor­bei kam und lei­der viel zu oft Fotos von der Hal­tung, bei dem der Stall zu klein, das Gehe­ge — sofern es vor­han­den ist — unge­si­chert (also als Frei­lauf ok, aber nicht zur geschütz­ten Hal­tung) ist. Lei­der auch oft nur aus Erde — Wel­che zum Schlamm­loch wird ( nas­ses Fell, kein Käl­te­schutz) und /oder Durch­bud­deln ermög­licht, sogar Draht­res­te her­vor­ste­chen, die die Tie­re ver­let­zen kön­nen. Dabei geht es doch um Lebe­we­sen, Wel­che wir beschüt­zen müssen 🙂