Nachwuchs und Aufzucht

Ist es nun doch dazu gekom­men, dass die eige­ne Dame Nach­wuchs erwar­tet, so ist der Ramm­ler defi­ni­tiv von der Häsin zu tren­nen. Fest­ge­stellt wer­den kann die Träch­tig­keit von einem Tier­arzt oder ggf einem Züch­ter. Meis­tens gibt es eine Ver­hal­tens­än­de­rung und auch der Bauch kann an Grö­ße gewin­nen, trotz gleich­blei­ben­dem Fut­ter. Die Häsin wird sich spä­tes­tens kurz vor der Geburt einen Platz suchen, wo sie ihr Nest baut. Dafür sam­melt sie Stroh und packt es meis­tens in ein Häus­chen oder eine geschütz­te Ecke. Kurz vor der Geburt rupft sie sich das Fell. Gele­gent­lich auch ziem­lich früh oder auch spä­ter noch ein­mal, bzw erst rich­tig, soll­te es noch nicht gesche­hen sein (rupft sich nach der Geburt nach).

Die Häsin macht alles allein — Las­sen Sie sie arbei­ten und stö­ren Sie sie nicht. Ist eine Häsin beson­ders gestresst und auch noch uner­fah­ren, so kann sie sich noch gestress­ter füh­len und es kommt ggf zu Komplikationen.

Ist die Häsin mit der Geburt durch, gön­nen Sie ihr etwas Ruhe. Sie wird inner­halb der nächs­ten 24 h das ers­te säu­gen mit Kilostrom(Vor Milch, die alle Nähr­stof­fe und Abwehr­kräf­te ent­hält — sie wird wie beim Men­schen oder ande­re Säu­ger meis­tens ca 3 Tage anhal­ten) betrei­ben. Ist sie wie­der am Aus­lauf inter­es­siert, so kön­nen Sie das Nest kon­trol­lie­ren. Für gewöhn­lich, wenn alles gut gegan­gen ist, liegt alles säu­ber­lich im Nest. Blut- und Geburts­res­te sind zu ent­fer­nen. Auch tote Jun­gen. Zäh­len Sie die Jun­gen bei der Kon­trol­le und ver­schlie­ßen dann das Nest wie­der. Eine Häsin bringt je nach Ras­se und Grö­ße meis­tens bis zu 10 Jung­tie­re zur Welt. Grö­ße­re kön­nen ggf mal mehr haben, Zwer­ge auch mal nur 2–3. Alle Jung­tie­re kom­men blind nackt und taub zur Welt. Gibt es kei­ne Anzei­chen von Pro­ble­men, so müs­sen Sie den Wurf nicht ste­tig kon­trol­lie­ren, auch wenn es span­nend ist. Kur­ze Kon­trol­len kön­nen in den kom­men­den Tagen erfol­gen, wenn die Befürch­tung besteht, dass die Mut­ter nicht genug Milch hat. Beden­ken Sie: Der rich­ti­ge gro­ße Milch­ein­schuss erfolgt erst nach ca 3 Tagen. Unter­stützt wer­den kann, bereits kurz vor der Geburt, mit Kräu­tern und Gemü­se, die die Milch­bil­dung för­dern (Fen­chel, Löwen­zahn und sogar Bren­nes­seln kön­nen eben­falls hilf­reich sein).

In einem Alter von 9–11 Tage öff­nen sich die Augen. Soll­te es am Tag 12/13 nicht der Fall sein, neh­men Sie ein feuch­tes Tuch und strei­chen Sie vor­sich­tig über das Auge. Damit löst sich ein Sekret, das Auge kann sich öff­nen. Falls nötig, weil stark ver­klebt, wie­der­ho­len Sie den Vor­gang am nächs­ten Tag noch ein­mal. Das ist nor­ma­ler­wei­se aus­rei­chend. Öff­net sich das Auge nach 12/13 Tagen nicht und man wischt auch das Sekret nicht her­aus, so kann das Auge eine Wei­le geschlos­sen blei­ben und das Tier evtl eine Infek­ti­on erhal­ten, die es erblin­den lässt. Kon­tak­tie­ren Sie einen Züch­ter und den Tierarzt…

Mit 14 Tagen erkun­den die neu­gie­ri­gen Nasen schon die Umge­bung. Huschen aber auch flott wie­der ins Nest bei Gefahr (unge­wohnt Geräu­sche, der Mensch u.ä.). In die­sem Alter kön­nen sie schon klei­ne Kräu­ter fres­sen. Unse­re fres­sen schon “flei­ßig” die agrobs alpen­grün Müs­li Kräu­ter mit. Aber auch ande­res Fut­ter, wir grü­nes der Mut­ter oder Heu wird ausprobiert.

Mit 3–4 Wochen ist der Appe­tit grö­ßer und es wird viel ver­putzt. Kein Wun­der: Welt ent­de­cken,  her­um­to­ben und hüp­fen kos­tet Ener­gie. Mus­keln bau­en sich auf, Kno­chen wer­den gefes­tigt und sie lernen…

Mit der 5 Woche haben sie schon einen guten Wachs­tums­schub erhal­ten. Soll­te ihre Mut­ter jetzt ver­ster­ben, sind die Chan­cen grö­ßer, dass sie es schaf­fen kön­nen. Mit der 6. Woche stellt sich jedoch der Magen Darm Trakt um, sodass die Chan­ce ohne Mut­ter wei­ter steigt.

Nun wach­sen und ler­nen sie wei­ter­hin. Mit 7–8 Wochen kön­nen die klei­nen von der Mut­ter getrennt wer­den, sofern sie durch den Nach­wuchs Ener­gie auf­tan­ken muss und selbst abge­baut hat. Hier steht der Schutz der Mut­ter an obe­rer Stel­le. Mit 10 Wochen müs­sen vor allem die Jungs gut im Auge behal­ten wer­den. Ggf ist eine Tren­nung bzw frü­he Kas­tra­ti­on sinn­voll / erfor­der­lich. Die Hoden soll­ten jedoch defi­ni­tiv abge­sun­ken sein, sie bil­den wich­ti­ge Hor­mo­ne für ein wich­ti­ges Kno­chen­ge­rüst im Alter und es ist ein­fa­cher und weni­ger ris­kant , sie zu kas­trie­ren. Der Zeit­punkt belas­tet ft dich etwas auf 10–12 Wochen, kann hier und da auch mal etwas dauern.

Ach­tung: die Tie­re kön­nen soweit zusam­men blei­ben, wie es die Mut­ter auch zulässt, sofern kei­ne Gefähr­dung der Auf­zucht ent­steht. Die Mut­ter könn­te jedoch die “Jun­gen”, inzwi­schen schon vor- pupa­t­ä­re Kids, wei­ter­hin säu­gen. V.a. wenn nur noch eini­ge weni­ge vom Wurf da sind. Nicht alle. Die­ses säu­gen ist jedoch nicht not­wen­dig für den Nach­wuchs, sie sind schon eine Wei­le im Alter, um für sich selbst zu sorgen 🙂

(Ich “erwisch­te” eine Häsin mit ihrer 6 Mona­te alten Toch­ter beim säugen…)

Für eine Zucht, wie auch Ver­paa­rung benö­tigt man nicht nur ein Pär­chen. Man soll­te sich zunächst um zucht­taug­li­che Kanin­chen küm­mern, die frei von Krank­hei­ten und Erb­feh­ler sind ( man kann nicht in die Tie­re Hin­ein­schau­en, ein Rest­ri­si­ko bleibt), deren Fami­lie bekannt ist. Wei­ter­hin sind natür­lich auch Zucht­zie­le wich­tig und eine ( oder auch zwei ..) spe­zi­el­le Ras­sen und Farb­schlä­ge. Es gibt auch Ras­sen und Farb­schlä­ge, die man nicht ver­paa­ren darf oder soll­te ( dazu gehö­ren Wid­der Ramm­ler auf ein Far­ben­zwerg, Rex oder Löwen­köpf­chen Weib­chen, wie auch zwei gescheck­te Tie­re. Nie­mals eine klei­ne Häsin ein­set­zen und auch nie­mals einen grö­ße­ren Ramm­ler auf eine klei­ne­re Häsin set­zen — auch kei­ne mitt­le­re oder grö­ße­re Ras­se auf eine klei­ne­re. Auch anders her­um , also eine gro­ße Häsin als Ras­se, und ein klei­ner Ramm­ler, wie auch Wid­der Häsin mit Far­ben­zwerg … Ramm­ler soll­te ver­mie­den werden).

Hat man geeig­ne­te Tie­re gefun­den, sei­ne Gedan­ken gemacht (wich­tig auch: was geschieht mit den Jung­tie­ren, kann ich ggf auch 10 Ramm­ler unter­brin­gen, bevor sie ver­mit­telt sind — immer vom schlimms­ten aus­ge­hen; was ist, wenn die Mut­ter durch die Geburt ver­stirbt ?!) und kann das The­ma Zucht! (Nicht Ver­meh­rung “ich möch­te Mal Babies haben” oder ” ich ver­kau­fe die”) ange­hen, legt im pas­sen­den Alter ( min­des­tens 8 Mona­te, maxi­mal ein Jahr bei der Häsin für den ers­ten Wurf) los, so kommt die paa­rungs­be­rei­te Häsin ( rote/ lila far­bi­ge, ange­schwol­le­ne Vul­va) zum Ramm­ler. Fällt der Ramm­ler ab, ist der Deck­akt für gewöhn­lich erfolg­reich gewe­sen. In den nächs­ten ca 2 Wochen kann die Häsin den Wurf noch reab­sor­bie­ren oder die klei­nen anschlie­ßend ver­lie­ren. Ob die Häsin tra­gend ist, könn­te man durch einen erneu­ten Ver­such inner­halb der ers­ten Tage in Erfah­rung brin­gen. Ist sie nicht gewillt sich decken zu las­sen oder greift gar den ramm­ler an, so ist die Wahr­schein­lich tra­gend. Das muss nicht zwin­gend sein. Bei unse­ren Wid­dern haben wir schon die Erfah­rung gemacht, dass sie sich den­noch decken lassen…

* Las­sen Sie sich bit­te nie­mals davon Leu­ten “ein­mal Babies” haben zu wol­len und den­ken gründ­lich über alles nach. Es ist eine gro­ße Ver­ant­wor­tung! Und es kann eini­ges passieren!